Die deutsche Bekleidungsmarke Hugo Boss hat dem Online Nachrichtenportal HKFP mitgeteilt, dass eine offizielle Erklärung auf ihrem verifizierten Weibo-Account, dem chinesischen Äquivalent von Twitter „nicht autorisiert“ war. Diese besagt, dass Hugo Boss weiterhin „Baumwolle aus Xinjiang kaufen und unterstützen“ wird.
In dieser Woche gerieten westliche Modemarken wie Adidas, Nike und H&M unter Beschuss von Bürgern aus Festland China und staatlichen Medien, weil sie zuvor Besorgnis über Berichte über uigurische Zwangsarbeit in der offiziell autonomen Region zum Ausdruck gebracht hatten.
„Xinjiangs (…) Baumwolle ist eine der besten der Welt“, hieß es in der Erklärung von Hugo Boss auf Chinas Twitter-ähnlicher Plattform am Donnerstag. „Wir glauben, dass der Rohstoff von höchster Qualität definitiv seinen Wert hat. Wir werden weiterhin Baumwolle aus Xinjiang kaufen und unterstützen.“ Gleichzeitig veröffentlichte die Marke jedoch eine Erklärung auf ihrer Website, in der es heißt, dass sie niemals Baumwolle aus Xinjiang verwendet hat: „Bislang hat Hugo Boss keine Waren aus der Region Xinjiang von direkten Lieferanten bezogen.“
Es ist unklar, warum und wie eine unautorisierte Nachricht auf dem Weibo-Account erschien. Am Freitag wurde sie entfernt und durch einen Link zur Erklärung auf der Website des Modehauses ersetzt.
Staatlich unterstützte Zwangsarbeit
Adidas, Nike und H&M gehören zu den Marken, die der Better Cotton Initiative (BCI) angehören, die eine nachhaltige Baumwollproduktion fördert. Die Initiative hat in China einen Rückschlag erlitten, nachdem sie im vergangenen Oktober angekündigt hatte, die Zulassung von Baumwolle aus Xinjiang für die Saison 2020-2021 aufgrund von Menschenrechtsbedenken auszusetzen. Unterdessen haben mehrere chinesische E-Commerce-Plattformen in dieser Woche aufgrund von Boykottaufrufen ausländische Marken aus ihren Shops genommen.
Ein Bericht des in Washington ansässigen Think-Tanks „Center for Global Policy“ aus dem Jahr 2020 – der sich auf chinesische Regierungsdokumente bezog – besagt, dass im Jahr 2018 drei Regionen in Xinjiang mindestens 570.000 Menschen zum Baumwollpflücken im Rahmen eines staatlich unterstützten Zwangsarbeitstransferprogramms entsandt wurden.
Hadrian Schattner lebte von 1998 bis 2012 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und heute in Berlin und Europa.