Eigentlich sollte die von der WHO zusammen mit China durchgeführte Studie Aufklärung über die Ursprünge des Coronavirus bringen, doch die weltweite Kritik ist laut. So äußerten nicht nur die Europäische Union Bedenken, auch die USA kritisierten gemeinsam mit 13 weiteren Staaten den mangelnden Zugang zu vollständigen Rohdaten und Mustern.
Selbst WHO-Chef Tedros, der Wunschkandidat Chinas, dem eine große Nähe zu den Machthabern in Peking nachgesagt wird, äußerte sich überraschend kritisch. Die internationalen WHO-Experten seien vor Ort auf „Schwierigkeiten beim Zugang zu Rohdaten“ gestoßen. In der Zukunft erwarte er von China „gemeinschaftliche Studien, um rechtzeitiger und umfassender Daten zu teilen“. Obwohl die Experten einen Unfall im Institut für Virologie Wuhan für unwahrscheinlich, bis extrem unwahrscheinlich, einschätzten, forderte Tedros die Hypothese eines Laborunfalles genau zu prüfen.
Kontroverse Laborunfall
Ob ein Laborunfall in Wuhan wirklich so unwahrscheinlich ist, darüber sind sich momentan internationale Experten uneinig. Noch im Februar veröffentlichte die Universität Hamburg eine Studie, die zu dem Ergebnis kam, dass ein Laborunfall wahrscheinlicher sei, wie keiner. Viele Indizien deuteten darauf hin, außerdem sei es suspekt, dass China die Rohdaten zu den ersten 174 Virusfällen im Jahr 2019 bis heute unter Verschluss halte.
Hintergrund
Im Mai 2017 wurde Tedros Adhanom Ghebreyesus als Wunschkandidat Chinas zum ersten afrikanischen Generaldirektor der WHO gewählt. Er war damals bereits in der Kritik aufgrund seiner Funktion als äthiopischer Gesundheitsminister, dessen Regierung schwerer Menschenrechtsverletzungen, sowie der Vertuschung eines Cholera-Ausbruchs bezichtigt wurde. Besonders ins internationale Rampenlicht rückte Tedros mit der Corona-Pandemie und er fiel immer wieder mit Lob in Richtung Peking auf.
Ganz drastisch wurde der Welt vor Augen geführt, wie sehr Tedros die WHO zu einer China-freundlichen Organisation umgewandelt hatte, als der staatliche Hongkong-Sender RTHK den führenden WHO-Mitarbeiter Dr. Aylward zu Taiwan befragen wollte. Obwohl Taiwan von Anfang an eines der erfolgreichsten Länder in der Pandemiebekämpfung war, ist Taiwan aufgrund des Drucks von China nicht Mitglied in der WHO. Dr. Aylward gab vor die ihm gestellten Fragen nicht zu verstehen und beendete sein Video-Interview frühzeitig. Nach Rückanruf und erneutem Nachfragen, verwies er auf die offizielle Position Pekings zu diesem Thema, das Taiwan nicht als eigenständiges Land, sondern als abtrünnige Provinz sieht.
Diese pro-chinesische Haltung erboste den damaligen US-Präsidenten Trump so sehr, dass er die USA als größter Geldgeber mitten in der Pandemie aus der WHO austreten lies. Der neu gewählte Präsident Biden machte dies nach seinem Amtseintritt rückgängig, hält sich dennoch mit Kritik an China auch nicht zurück.
Hadrian Schattner lebte von 1998 bis 2012 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und heute in Berlin und Europa.