Der deutsche Außenminister Heiko Maas kritisierte Ungarn am Montag scharf und nannte die Blockade des EU-Mitgliedstaates für „absolut nicht nachvollziehbar„. Die EU-Außenminister waren nicht in der Lage, eine Erklärung zur Wahlrechtsreform in Hongkong zu verabschieden, obwohl Diplomaten erklärten, der Text sei bereits verwässert worden, um die Unterstützung Ungarns zu erhalten. Außenpolitische Entscheidungen der EU erfordern Einstimmigkeit, um verabschiedet zu werden.
Als ein Grund für die ungarische Ablehnung der Erklärung gilt, dass das Land stark von Investitionen aus China profitiert. Bei den Verhandlungen argumentierte Budapest nach Angaben von Diplomaten unter anderem, dass die EU nicht auf jede einzelne Entwicklung in China reagieren müsse. In der Tat ist Ungarn stark von China abhängig. So nannte kürzlich erst die Tageszeitung die Welt Ungarn als Chinas „Einfallstor nach Europa„. Ungarn ist Teil des neuen Seidenstraßenprojektes und lässt auch eine Filiale einer chinesischen Eliteuniversität mitten in Budapest errichten.
Hadrian Schattner lebte von 1998 bis 2012 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und heute in Berlin und Europa.