You are currently viewing Faktencheck: Nein, die Mehrheit steht nicht hinter Hongkongs Regierung!

Immer wieder wird von Hongkonger regierungsfreundlichen Medien, chinesischer Staatspropaganda und wumaos behauptet, die Hongkonger Bürger stünden mehrheitlich hinter der Regierung. So wurde während der Anti-Auslieferungsproteste 2019 von der schweigenden Mehrheit gesprochen, die hinter Regierung und Polizei stünden. Sogar eine Webseite mit dem Namen wurde gegründet.

Wirft man allerdings einen Blick auf Meinungsumfragen und auf Wahlergebnisse der Parlamentswahlen, so kommt man zu ganz anderen Resultaten. Auch wenn die demokratischen Parteien das Wahlsystem bemängeln und das System das Pro-Peking Regierungscamp bevorzugt, so kann man hier ganz objektiv die Mehrheitspositionen der Bevölkerung ablesen.

Bei den letzten Wahlen 2016 wählten 55 % der Bevölkerung die demokratischen Parteien oder die teilweise extremeren „Lokalisten“. Lediglich 40 % der Bevölkerung wählten Pro-Peking Parteien.

Zu keiner Zeit seit der Übergabe Hongkongs an die Volksrepublik China lag das Pro-Peking Camp mit den Stimmen vorne.

Auch ein Blick auf die Kommunalwahlen im November 2019 führt zum gleichen Ergebnis. Bislang waren diese, als nicht so wichtig geltenden Wahlen, wenig beachtet worden und die Wahlbeteiligung lag in den meisten Jahren bei unter 40 %. Als zum Höhepunkt der bereits Monate lang, andauernden, teilweise gewaltsamen Proteste Demokraten und Protestführer die Bevölkerung dazu aufriefen, die Stimmabgabe als Abstimmung über die Proteste und Regierung zu sehen, schnellte die Wahlbeteiligung auf über 70 % hoch.

Die Resultate waren eindeutig: 57 % der Bevölkerung stimmten für die Demokraten und gegen die Regierung, während 42 % für das andere Lager stimmten.

Das Meinungsbild in der Bevölkerung ist somit klar, obwohl die Wahlergebnisse durch Einwanderung von Festland-Chinesen zum positiven für die Regierung verzerrt sein müsste. In den ersten 20 Jahren seit der Übergabe Hongkongs an China hat es eine massive Migrationswelle mit 1.5 Millionen Einwanderern aus Festland China gegeben. So wuchs in diesem Zeitraum die Bevölkerung, trotz einer der niedrigsten Geburtenraten weltweit von 6,3 Millionen auf 7,3 Millionen an. Festland-Chinesen, die ihr Leben lang nur einseitig informiert wurden, das chinesische Bildungssystem durchlaufen haben, keinen Zugriff auf westliche Internetseiten hatten und immer der Propaganda der Kommunistischen Partei Chinas ausgesetzt waren, dürften allgemein ein positiveres Bild der Regierung haben, wie der durchschnittliche Hongkonger.

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