You are currently viewing Tschechischer Senat fordert Boykott der Olympischen Winterspiele in China
Graphik: https://www.facebook.com/BoycottBeijing2022/

Der tschechische Senat rief letzten Freitag Politiker dazu auf nicht an den Olympischen Winterspielen im nächsten Jahr in China teilzunehmen, um die anhaltenden Menschenrechtsverletzungen im Land nicht zu legitimieren. Tschechische Politiker sollen ihre Missbilligung über das Vorgehen des chinesischen Regimes gegenüber Tibetern und Uiguren, aber auch gegenüber Taiwan und Hongkong zum Ausdruck bringen.

In einer Resolution wiesen die Senatoren auf die Erfahrungen der Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking hin, als die chinesische Regierung entgegen ihrer Zusage, die Olympischen Spiele frei und offen abzuhalten, die Bewegungsfreiheit von Athleten und Journalisten einschränkte. Der tschechische Senat erklärte, China habe die Olympischen Spiele in Peking „missbraucht“, „um die Menschenrechte und Freiheiten weiter zu unterdrücken, was sich auch in massiven Repressionen gegen Minderheiten niederschlägt. Auf dem Territorium Chinas gibt es massive Verletzungen der Menschenrechte und Freiheiten, Völkermord und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, ethnische Diskriminierung, Unterdrückung der kulturellen, religiösen und politischen Identität“,

Senator Michael Canov sprach sich offen gegen den politischen Boykott aus. Seiner Meinung nach verdienen die tschechischen Sportler politische Unterstützung vor Ort, doch der Senatsvorsitzende Zdeněk Nytra wies das Argument zurück. „Ich bezweifle, dass unsere Athleten größere Erfolge erzielen würden, wenn sie von der politischen Führung ermutigt werden“, betonte er. Ein politischer Boykott, so Nytra, hätte eine symbolische Bedeutung. Zweifel an der Wirksamkeit der Resolution äußerte auch Jiří Čunek, Vertreter der Christdemokraten. „Ich glaube nicht, dass der chinesische Präsident deswegen Schlafprobleme haben würde“. Besser wäre es, so der Senator, sich auf eine gemeinsame Position der Visegrad-Gruppe oder der EU zu einigen.

Die chinesische Seite hatte zuvor durch einen Sprecher der Botschaft in Prag den tschechischen Senat verurteilt und geschrieben, dass „der Versuch einiger tschechischer Politiker, den Sport grob zu politisieren, sich in die inneren Angelegenheiten Chinas einzumischen und eine Nichtteilnahme an den Olympischen Spielen in Peking zu provozieren“, inakzeptabel sei. Laut der Botschaft verstößt die Politisierung des Sports gegen den Geist der olympischen Charta, schadet den Interessen der Sportler aller Länder und der internationalen olympischen Bewegung.

Das Olympische Komitee hatte im Juli 2015 beschlossen, dass die Olympischen Spiele im Februar 2022 wieder in Peking stattfinden werden. Neben Peking sollen die Sportwettkämpfe an verschiedenen Orten in der benachbarten Provinz Hebei ausgetragen werden. Vorausgegangen war zu Beginn des Jahres ein Aufruf von über 160 Gruppen und NGOs zum Boykott der Spiele. Auch die USA erwähnen einen Boykott.