#WhereIsPengShuai ist derzeit einer der wichtigsten Twitter-Tags in Hongkong und Taiwan. Peng Shuai, die frühere Weltranglistenerste im Tennis-Doppel, äußerte sich nicht mehr in der Öffentlichkeit, seit sie den ehemaligen chinesischen Vizepremier Zhang Gaoli am 2. November auf Chinas Twitter-ähnlichem Weibo des Missbrauchs und der Vergewaltigung beschuldigte.

Ihr Beitrag wurde nach Veröffentlichung innerhalb einer halben Stunde entfernt, und die Zensoren blockierten zahlreiche verwandte Begriffe, darunter „Tennis“. Dennoch verbreiteten sich die Anschuldigungen schnell. Seitdem ist Peng Shuai aus der Öffentlichkeit verschwunden, und die Sorge um ihr Wohlergehen wächst. Unter anderem fordern Naomi Osaka, Serena Williams und andere Tennisstars Antworten.

Am Mittwoch veröffentlichte der chinesische Staatssender CGTN auf Twitter nun eine E-Mail, die angeblich von der Spielerin stammt. In der Mail heißt es unter anderem, dass der Vorwurf der Vergewaltigung nicht der Wahrheit entspreche und sie sich derzeit zu Hause ausruhe.

Besonders alarmierend an der Mail war neben dem Inhalt, der eher einem erzwungenen Geständnis glich: Zwischen den Buchstaben war noch der Cursor zu sehen, was darauf hindeuten könnte, dass sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht abgeschickt und gefälscht war (siehe Cover-Bild).



Steve Simon, Chef der Women’s Tennis Association (WTA), kündigte daraufhin an, er sei nun noch besorgter um Pengs Wohlergehen und drohte mit einem Rückzug des Verbandes aus China.
Bereits Anfang dieses Monats gab die WTA eine Erklärung ab, in der sie die chinesische Regierung aufforderte, die von Peng erhobenen Vorwürfe zu untersuchen. Simon, sagte später, er habe von China „Zusicherungen“ erhalten, dass sie in Sicherheit sei, aber niemand von der WTA war in der Lage, sie zu kontaktieren, um dies zu bestätigen.
Hadrian Schattner lebte von 1998 bis 2012 in der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und heute in Berlin und Europa.